Baum des Monats
Schwarz-Erle
Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) stellt Ansprüche an die Bodenfeuchtigkeit und ist häufig an Gewässern, Mooren und anderen nassen Standorten zu finden. Sie ist eine typische Art des Bruch- und des Auenwaldes. Da die Schwarz-Erle von allen einheimischen Baumarten am besten mit stehendem Wasser und Staunässe klarkommt, ist sie in der Schweiz vor allem an dauernd nassen Standorten besonders stark vertreten. In der Schweiz sind solche Standorte jedoch selten, da das Mittelland zu einem grossen Teil entwässert wurde. Standorte, die dauerhaft trocken sind, besiedelt die Schwarz-Erle nicht. Andere Arten vertragen diese Bedingungen besser als sie.
Unser Baum des Monats hat ein tiefreichendes Wurzelsystem, das auch längere Überschwemmungen verträgt. In den bodennahen Wurzeln bildet die Schwarz-Erle Wurzelknöllchen, in denen Bakterien leben, die Stickstoff aus der Luft binden können. Diese Symbiose ermöglicht es der Schwarz-Erle auch an stickstoffarmen Standorten wachsen zu können.
Exemplare, die an Ufern von Bächen stehen, weisen häufig Wurzeln auf, die zum Teil ins Wasser ragen. Sie stabilisieren das Ufer und schützen es vor starker Erosion. Die Wurzeln können unter anderem Fischen, Krebsen und Amphibien als Schutz- und Rückzugsort dienen.
Schwarz-Erlen werden bis zu 20 m hoch. Ihre grünlich-braune Rinde wird mit der Zeit bräunlich-grau und reisst auf. Sie wird zu einer dunkelgrauen bis schwärzlichen, zerklüfteten Borke. Ihre rotbraun bis braunvioletten Blattknospen sind schraubig angeordnet, lang gestielt, kahl und klebrig. Die dunkelgrünen Blätter sind beliebt bei Raupen zahlreicher Schmetterlingsarten. Ihre lockere Krone ist ein wichtiger Lebensraum für Vögel und Insekten.
An einem Baum kommen weibliche und männliche Blütenstände vor. Die Blütenkätzchen werden bereits im Sommer für das nächste Jahr angelegt. Im Februar beginnen zuerst die männlichen, rötlich-gelben Kätzchen zu blühen, bevor das Laub austreibt. Die weiblichen Kätzchen sind deutlich kleiner und blühen erst später. Die Samen reifen in den schwarzen und holzigen Zäpfchen und werden im Winter gerne von Distelfinken gefressen. Die Samen weisen Flugblättchen auf, durch die sie gut durch Wind und Wasser verbreitet werden können. Von diesen produziert sie besonders in jungen Jahren sehr viel. Die Schwarz-Erle gehört auch zu den ersten Baumarten, die freie Flächen besiedeln und braucht genügend Licht.
Auch in der Naturnetz-Pfannenstil-Region gibt es schöne Exemplare von Schwarz-Erlen zu entdecken. Ein Besuch der Bäume lässt sich gut mit einem Spaziergang oder einer Wanderung in der Region verbinden. Sind Sie beispielsweise am Lützelsee unterwegs, lohnt sich ein Besuch der beiden Schwarz-Erlen. Im Februar und März ist die Blütezeit dieser Art.
Gewisse Quellen besagen, dass die jungen Zweige der Schwarz-Erle mit ihren klebrigen Knospen früher als Leimfallen gegen unliebsame Schädlinge aufgehängt wurden. Der Name Schwarz-Erle soll zudem von der Verwendung in der Färberei stammen. Die Rinde nutzte man scheinbar zum Färben von Leder, aus den Früchten stelle man schwarze Tinte her.
Bäume des Monats 2025

© Barbara Schmid
Rotbuche
Die Rotbuche (Fagus sylvatica), umgangssprachlich oft als Buche bezeichnet, ist der typische Waldbaum Mitteleuropas. Rotbuchen können bis zu 40 m hoch und mehrere hundert Jahre alt werden. Die glatte Rinde bleibt auch bei älteren Bäumen relativ dünn und silbergrau. Ihre Blätter sind eiförmig, glatt und glänzend grün. Im Herbst werden sie gelb bis rötlichbraun, bevor sie abfallen. Die Blüten der Rotbuche sind unscheinbar und erscheinen zusammen mit den Blättern im April/Mai. Nach der Blüte bilden sich bis zum Herbst die Früchte, die sogenannten Bucheckern, aus. Diese sind besonders beliebt bei Wildtieren, aber auch Menschen könnten sie in geringen Mengen verzehren.
Mehr als 70 Schmetterlingsarten bevorzugen die Blätter, die Blüten oder die Borke der Rotbuche. Viele weitere Insekten nutzen die Buche als Nahrungsquelle oder Versteck. Das herabfallende Buchenlaub und das weitreichende Wurzelsystem bereichern den Boden. Am und um die Bäume sind unzählige Flechten, Moose und Pilze sowie Insekten zu finden.
Buchenwälder bilden oft Hallenwälder, wobei die Baumstämme an gotische Hallenkirchen erinnern und die Krone ein dichtes Dach bildet. Die Krautschicht setzt sich je nach Waldtyp unterschiedlich zusammen. Im Winter ist die Besonnung des Waldbodens intensiv. Sobald die Blätter austreiben, schliesst sich das Dach immer mehr bis nur noch wenig Licht den Boden erreicht. Frühblüher nutzen die ersten Sonnenstrahlen anfangs Jahr, um auszutreiben, zu blühen und zum Bilden der Früchte, bevor die Buche ihre Blätter zeigt. Ein Besuch im Buchenwald lohnt sich darum auch anfangs Jahr.
Die Rotbuche reagiert auf die Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte, die mit häufigeren Trockenperioden einhergeht, z.B. mit einer Reduktion der Blattdichte im Kronenbereich. So verdunstet sie weniger Wasser. Ausserdem kommen Mastjahre, in denen Bäume auffallend grosse Mengen an Früchten produzieren, häufiger vor als früher. Die Mastjahre sind kräftezehrend und führen dazu, dass weniger Energie in die Blätter fliesst. Diese fallen darum oft kleiner aus.
Auch in der Naturnetz-Pfannenstil-Region gibt es imposante Exemplare von Rotbuchen zu entdecken. Ein Besuch der Bäume lässt sich gut mit einem Spaziergang oder einer Wanderung in der Region verbinden. Sind Sie beispielsweise in der Gemeinde Küsnacht unterwegs, lohnt sich ein Besuch der Rotbuche beim Alters- und Gesundheitszentrum Wangensbach. Vom Bahnhof Küsnacht erreicht man sie in ca. 10min.
Übrigens: Die alten Germanen haben beim Fällen von wichtigen Entscheidungen jeweils Runenstäbchen beigezogen. Sie ritzten Runen, also Schriftzeichen, in Stäbchen aus dem harten und schweren Holz der Buche. Die Stäbchen wurden wie ein Orakel befragt. Eine Theorie besagt, dass das Wort Buchstabe aus diesen Buchenstäbchen abgeleitet wurde.