Baum des Monats
Berg-Ahorn
Der Baum des Monats April verleiht unseren Laubwäldern endlich wieder etwas Farbe. Die gelbgrünen Blüten des Berg-Ahorns entfalten sich im April und bieten Wildbienen, wie Sand- und Mauerbienen, sowie Schmetterlingen durch ihr Nektarreichtum eine wertvolle Nahrungsquelle. Berg-Ahorne blühen aber erst ab einem Alter von 25 Jahren zum ersten Mal.
Der zuckerhaltige Saft, der bei Verletzungen aus dem Baum rinnt, ist bei Vögeln beliebt. Besonders Gimpel und Meisen holen sich gerne diese Leckerei ab. Die Blätter des Berg-Ahorns sind handförmig, gross und fünflappig. Sie sehen jenen des Spitz-Ahorns ähnlich, haben aber stumpfe Spitzen. Im Herbst verfärben sie sich meist intensiv goldgelb und sind eine Augenweide in der Landschaft. Die oberseitig dunkelgrünen Blätter sind besonders bei Schmetterlingen beliebt, denn sie stellen eine wichtige Raupennahrung dar. Das Herbstlaub des Ahorns wird innerhalb eines Jahres zu wertvollem Laubkompost und kann im Nutzgarten eingesetzt werden. Als Mulch verwendet, kann es den Boden vor Erosion und Frost schützen.
Die Samen des Berg-Ahorns sind propellerartig geflügelt. Mithilfe dieses «Helikopters» verbreiten sich Ahorne erfolgreich. In der Schweiz gehört der Berg-Ahorn zu einer der häufigsten Baumarten. Er kommt bis zur Baumgrenze vor. In tieferen Lagen gedeiht er oft in Mischwäldern, während er in höheren Lagen eher als Einzelbaum oder in kleineren Gruppen wächst. Der Berg-Ahorn ist sehr widerstandsfähig und kann selbst grosse Stammwunden schnell überwallen. Darum ist er auch als Steinschlagschutz geeignet.
Berg-Ahorne erreichen eine Grösse von bis zu 30 m und können bis zu 500 Jahre alt werden. Die grosse Krone wächst bei freistehenden Bäumen gleichmässig rund bis eiförmig. Die Rinde ist im jungen Alter hell-graubraun und verfärbt sich mit zunehmendem Alter dunkelgrau bis rotbraun. Im Laufe der Jahre entwickelt er eine schuppige Borke, die stückweise abblättert. Was an die Borke der Platane erinnert. Damit lässt sich auch der wissenschaftliche Name (Acer pseudoplatanus) erklären.
Früher versuchte man mit dem Berg-Ahorn, Hexen, Maulwürfe oder Blitzschläge von Haus, Hof und Feldern fernzuhalten. Auch traditionelle Anlässe und öffentliche Beratungen wurden während Jahrhunderten gerne unter den Kronen von Berg-Ahornen abgehalten, denn diese Bäume wurden verehrt.
In der Naturnetz-Pfannenstil-Region gibt es schöne Berg-Ahorne zu entdecken. Ein Besuch der Bäume lässt sich gut mit einem Spaziergang oder einer Wanderung in der Region verbinden.
Bäume des Monats 2025

© Barbara Schmid
Rotbuche
Die Rotbuche (Fagus sylvatica), umgangssprachlich oft als Buche bezeichnet, ist der typische Waldbaum Mitteleuropas. Rotbuchen können bis zu 40 m hoch und mehrere hundert Jahre alt werden. Die glatte Rinde bleibt auch bei älteren Bäumen relativ dünn und silbergrau. Ihre Blätter sind eiförmig, glatt und glänzend grün. Im Herbst werden sie gelb bis rötlichbraun, bevor sie abfallen. Die Blüten der Rotbuche sind unscheinbar und erscheinen zusammen mit den Blättern im April/Mai. Nach der Blüte bilden sich bis zum Herbst die Früchte, die sogenannten Bucheckern, aus. Diese sind besonders beliebt bei Wildtieren, aber auch Menschen könnten sie in geringen Mengen verzehren.
Mehr als 70 Schmetterlingsarten bevorzugen die Blätter, die Blüten oder die Borke der Rotbuche. Viele weitere Insekten nutzen die Buche als Nahrungsquelle oder Versteck. Das herabfallende Buchenlaub und das weitreichende Wurzelsystem bereichern den Boden. Am und um die Bäume sind unzählige Flechten, Moose und Pilze sowie Insekten zu finden.
Buchenwälder bilden oft Hallenwälder, wobei die Baumstämme an gotische Hallenkirchen erinnern und die Krone ein dichtes Dach bildet. Die Krautschicht setzt sich je nach Waldtyp unterschiedlich zusammen. Im Winter ist die Besonnung des Waldbodens intensiv. Sobald die Blätter austreiben, schliesst sich das Dach immer mehr bis nur noch wenig Licht den Boden erreicht. Frühblüher nutzen die ersten Sonnenstrahlen anfangs Jahr, um auszutreiben, zu blühen und zum Bilden der Früchte, bevor die Buche ihre Blätter zeigt. Ein Besuch im Buchenwald lohnt sich darum auch anfangs Jahr.
Die Rotbuche reagiert auf die Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte, die mit häufigeren Trockenperioden einhergeht, z.B. mit einer Reduktion der Blattdichte im Kronenbereich. So verdunstet sie weniger Wasser. Ausserdem kommen Mastjahre, in denen Bäume auffallend grosse Mengen an Früchten produzieren, häufiger vor als früher. Die Mastjahre sind kräftezehrend und führen dazu, dass weniger Energie in die Blätter fliesst. Diese fallen darum oft kleiner aus.
Auch in der Naturnetz-Pfannenstil-Region gibt es imposante Exemplare von Rotbuchen zu entdecken. Ein Besuch der Bäume lässt sich gut mit einem Spaziergang oder einer Wanderung in der Region verbinden. Sind Sie beispielsweise in der Gemeinde Küsnacht unterwegs, lohnt sich ein Besuch der Rotbuche beim Alters- und Gesundheitszentrum Wangensbach. Vom Bahnhof Küsnacht erreicht man sie in ca. 10min.
Übrigens: Die alten Germanen haben beim Fällen von wichtigen Entscheidungen jeweils Runenstäbchen beigezogen. Sie ritzten Runen, also Schriftzeichen, in Stäbchen aus dem harten und schweren Holz der Buche. Die Stäbchen wurden wie ein Orakel befragt. Eine Theorie besagt, dass das Wort Buchstabe aus diesen Buchenstäbchen abgeleitet wurde.

Schwarz-Erle
Die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) stellt Ansprüche an die Bodenfeuchtigkeit und ist häufig an Gewässern, Mooren und anderen nassen Standorten zu finden. Sie ist eine typische Art des Bruch- und des Auenwaldes. Da die Schwarz-Erle von allen einheimischen Baumarten am besten mit stehendem Wasser und Staunässe klarkommt, ist sie in der Schweiz vor allem an dauernd nassen Standorten besonders stark vertreten. In der Schweiz sind solche Standorte jedoch selten, da das Mittelland zu einem grossen Teil entwässert wurde. Standorte, die dauerhaft trocken sind, besiedelt die Schwarz-Erle nicht. Andere Arten vertragen diese Bedingungen besser als sie.
Unser Baum des Monats hat ein tiefreichendes Wurzelsystem, das auch längere Überschwemmungen verträgt. In den bodennahen Wurzeln bildet die Schwarz-Erle Wurzelknöllchen, in denen Bakterien leben, die Stickstoff aus der Luft binden können. Diese Symbiose ermöglicht es der Schwarz-Erle auch an stickstoffarmen Standorten wachsen zu können.
Exemplare, die an Ufern von Bächen stehen, weisen häufig Wurzeln auf, die zum Teil ins Wasser ragen. Sie stabilisieren das Ufer und schützen es vor starker Erosion. Die Wurzeln können unter anderem Fischen, Krebsen und Amphibien als Schutz- und Rückzugsort dienen.
Schwarz-Erlen werden bis zu 20 m hoch. Ihre grünlich-braune Rinde wird mit der Zeit bräunlich-grau und reisst auf. Sie wird zu einer dunkelgrauen bis schwärzlichen, zerklüfteten Borke. Ihre rotbraun bis braunvioletten Blattknospen sind schraubig angeordnet, lang gestielt, kahl und klebrig. Die dunkelgrünen Blätter sind beliebt bei Raupen zahlreicher Schmetterlingsarten. Ihre lockere Krone ist ein wichtiger Lebensraum für Vögel und Insekten.
An einem Baum kommen weibliche und männliche Blütenstände vor. Die Blütenkätzchen werden bereits im Sommer für das nächste Jahr angelegt. Im Februar beginnen zuerst die männlichen, rötlich-gelben Kätzchen zu blühen, bevor das Laub austreibt. Die weiblichen Kätzchen sind deutlich kleiner und blühen erst später. Die Samen reifen in den schwarzen und holzigen Zäpfchen und werden im Winter gerne von Distelfinken gefressen. Die Samen weisen Flugblättchen auf, durch die sie gut durch Wind und Wasser verbreitet werden können. Von diesen produziert sie besonders in jungen Jahren sehr viel. Die Schwarz-Erle gehört auch zu den ersten Baumarten, die freie Flächen besiedeln und braucht genügend Licht.

Silber-Weide
Unser Baum des Monats ist eine mittelgrosse Laubbaumart mit einer ausladenden Krone. Sie wächst schnell und kann eine Höhe von bis zu 30 Metern erreichen. Die jungen Äste sind an der Basis silbergrau gefärbt. Die lanzettförmigen Blätter besitzen auf der Unterseite feine, kurze Härchen, die das Licht reflektieren. Da sich die Blätter bei Luftstössen leicht umdrehen, entsteht ein silbriger Schimmer – diesem verdankt die Silber-Weide (Salix alba) ihren Namen. Die Rinde ist anfangs glatt und hellgrau, wird aber mit zunehmendem Alter rissig und tief gefurcht.
Die Kätzchen verschiedener Weidenarten blühen früh im Jahr und sind eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten, die bereits ab März unterwegs sind. Die Silber-Weide jedoch gehört zu den eher spätblühenden Weidenarten, da ihre Blüte meist erst im April beginnt. Die Samen sind zwischen Juni und Juli ausgereift. Ihre langen, weissen Haare dienen ihnen als Flughilfe, sodass sie vom Wind verbreitet werden können. Unter optimalen Bedingungen keimen sie innerhalb weniger Stunden.
Wie die Grau-Erle bevorzugt auch die Silber-Weide feuchte Standorte und ist ein typischer Baum der Auenlandschaften. Sie besitzt eine hohe Regenerationsfähigkeit und bildet zahlreiche Stockausschläge. Damit ist sie optimal an die Dynamik der Auenwälder angepasst, wo es immer wieder zu Überschwemmungen, Abtragungen und Ablagerungen kommt. Ihre fein verzweigten, dichten und flachen Wurzeln stabilisieren Uferböschungen und verhindern Erosion.
Als Pionierbaum hat die Silber-Weide hohe Lichtansprüche. Dadurch ist sie konkurrenzschwach und wird im Verlauf der natürlichen Waldentwicklung (Sukzession) bereits nach etwa 15 Jahren von anderen Baumarten verdrängt.
Dennoch hat sie eine enorme Bedeutung für die Biodiversität. Sie ist stark anpassungsfähig, salztolerant und eignet sich gut für das Stadtklima. Zudem weist sie einen hohen Biodiversitätsindex auf: Sie bietet Moosen, Flechten, Wildbienen, Käfern, Schmetterlingen, Vögeln und Säugetieren Nahrung, Lebensraum und Schutz. Ihr Verbreitungsgebiet überschneidet sich mit dem des Bibers, der oft seine Baue in der Nähe von Weiden anlegt und sich von deren Gehölz ernährt. Auch für zahlreiche Pilzarten sind Weiden eine Lebensgrundlage, einige von ihnen sind sogar auf die Silber-Weide spezialisiert.
Das Holz der Silber-Weide ist leicht und elastisch und wird traditionell zur Herstellung von Korbwaren, Spielzeug und Streichhölzern verwendet. Auch in der Medizin hat die Silber-Weide eine lange Geschichte. Ihre Rinde enthält Salicin, einen natürlichen Vorläufer der Salicylsäure, die für ihre fiebersenkenden, schmerzstillenden und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt ist. Da reine Salicylatpräparate jedoch zahlreiche Nebenwirkungen haben, entwickelte der Chemiker Felix Hoffmann eine schonendere Variante: Er reagierte die Substanz mit Essigsäure und erschuf so die Acetylsalicylsäure – heute bekannt als Aspirin. Heutzutage wird dieser Wirkstoff synthetisch hergestellt, weshalb die Silber-Weide in der Heilmittelproduktion an Bedeutung verloren hat.